Einer der letzten überlebenden Häftlinge des KZ Hersbruck traf sich mit dem Vorsitzenden unseres Vereins am 22. Oktober in Schmidmühlen, 55 km südöstlich von Hersbruck im Vilstal.
Dieser Ort hat eine wichtige Bedeutung im Leben von Ljubiša Letic, weil er dort am 24. April 1945 während des Marsches nach Dachau („Todesmarsch“) von den Amerikanern befreit worden war.
Es gibt aber auch noch einen zweiten Grund für den Besuch: Ein junger Mann aus seiner Heimatstadt Novi Sad in Serbien wollte ihn unbedingt dabei begleiten, weil dieser aus dem Fernsehen erst kürzlich erfahren hattte, dass Ljubiša dort dessen Großonkel Gavrilo Kaplarski begraben hatte, zwei Tage vor Ende der Kriegshandlungen. Dieser Film im serbischen Fernsehen war anlässlich von Ljubisa Letic Besuch im April 2010 in Hersbruck und Flossenbürg gedreht worden.
Nach großen organisatorischen Schwierigkeiten konnte der Tag der Begegnung auf Freitag, den 22. Oktober 2010, festgelegt werden.
Die kleine Delegation aus Hersbruck, darunter als Dolmetscher M. Markovic, traf am Nachmittag mit den Besuchern aus Novi Sad zusammen. Die Gruppe wurde vom Bürgermeister und vom Pfarrer Schmidmühlens begrüßt. Gemeinsam begab man sich auf die Suche nach dem Grab. Die gesamte Veranstaltung wurde wieder von dem gleichen serbischen Kameramann gefilmt. Auch ein Journalist der Lokalzeitung Schmidmühlens war anwesend.
Die Marschkolonne von Häftlingen aus Hersbruck hatte im April 1945 auf einem Wiesengrund in der Nähe des Friedhofes kampiert. Ljubiša Letic konnte sich rasch orientieren und führte die Gruppe zur Friedhofskirche, wo er sofort die Stelle des ehemaligen Grabes fand. Dort hatte er an der äußeren Mauer am 22. April 1945 seinen Kameraden und einen unbekannten italienischen Häftling begraben.
Heute geht über die ehemaligen Gräber eine asphaltierte Straße mit Gehsteig hinweg. Die beiden Leichen waren allerdings schon 1957 exhumiert, mit 25 anderen namentlich unbekannten Opfern des Todesmarsches nach Flossenbürg überführt und auf dem dortigen Ehrenfriedhof wieder bestattet worden.
Es war ein sehr bewegender Augenblick für alle Anwesenden. Ljubiša brach in Tränen aus. Gavrilo Sivacki, der Großneffe von Gavrilo Kaplarski verharrte stumm an der Stelle. Anschließend fand an dem Grabstein für verstorbene Häftlinge auf dem Friedhof von Schmidmühlen eine kleine Gedenkfeier statt.
Am folgenden Tag besuchten die serbischen Gäste vormittags die Gedenkstätte Flossenbürg, wo sie der Leiter der Gedenkstätte Dr. Jörg Skriebeleit zu einem Rundgang empfing. Am Nachmittag zeigte ihnen Herr Schön das ehemalige KZ-Gelände in Hersbruck. Anschließend waren sie bei Familie Schön zu Gast. Hier wurden weitere Gespräche über die Vergangenheit geführt, die vom Kameramann in Ausschnitten festgehalten wurden. Auch dieser Film wird im serbischen Fernsehen zu sehen sein.
Die Reise hat für die serbischen Besucher vier Tage gedauert. Es war eine große Anstrengung für den 85-jährigen Ljubiša Letic wie auch für seine Begleiter. Daran ist erkennbar, wie wichtig die Aufklärung der Vergangenheit für die Opfer und ihre Angehörigen ist. Das bestätigt die Bedeutung unserer Arbeit.