Dokumentationsstätte KZ Hersbruck

Häftlingsschicksale

Häftlingsschicksale

AJKE, Marek

Geb. 11. März 1926 in Lodz (Polen)[1]
Gest. nach 2006 in La Paz (Bolivien)[2]

[1] Vgl. Marek Ajke: Verfolgungsschilderung. In: Archiv Dokumentationsstätte Konzentrationslager Hersbruck e.V. Häftlingsschicksale. Ajke, Marek. S.2.

[2] Vgl. Peter Schön: Häftlingsbuch. KZ Hersbruck. Hg. v. Dokumentationsstätte KZ Hersbruck e.V. Hersbruck: 2019. S.9.

„Ich habe viele traurige Erinnerungen an Hersbruck, es ist unmöglich alles zu beschreiben, die Quälereien und Leiden.“[1]

 

[1] Ajke: Verfolgungsschilderung. S.4.

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AJKE, Marek

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Zeitstrahl

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Erste Lebensphase 1926-1943

Marek Ajke wurde am 11. März 1926 in Lodz geboren. Seine Familie war jüdisch. Sie zog 1932 nach Warschau. Dort besuchte Ajke die Volksschule und das Chinuch-Gymnasium.[1]

[1] Vgl. ebd. S.1.

Zweite Lebensphase – Verhaftung und KZ Flossenbürg 1943-1944

Während des Aufstandes im Warschauer Ghetto, am 29. April 1943, wurden Ajke, seine Eltern und seine Schwester in das Konzentrations- und Vernichtungslager Majdanek gebracht. Dort kamen seine Mutter und seine Schwester in der Gaskammer ums Leben. Marek Ajke und sein Vater Aron Ajke wurde in das KZ Budzun überstellt und arbeiteten dort im Flugzeugwerk Heinkel.

Vom 12. Februar bis Anfang August 1944 kamen sie in das KZ Mielec. Dort arbeiteten sie in einem Flugzeugwerk der Firma Heinkel. „In beiden Lagern erlitten wir physische und moralische Misshandlungen, litten unter Hunger und Kälte.“[1]

Das Lager wurde geräumt. Ajke und sein Vater kamen in das KZ Flossenbürg. Ajke erhielt die Häftlingsnummer 14442 und einen gelben Winkel auf den gestreiften Häftlingsanzug. Sie blieben fast eine Woche in Quarantäne im KZ Flossenbürg.[2]

[1] Ebd. S.1f.

[2] Vgl. Ebd.

Zweite Lebensphase – Konzentrationsaußenlager Hersbruck und Todesmarsch 1944-1945

Ein Teil des Transportes, mit welchem sie in Flossenbürg angekommen waren, wurde in das KZ-Außenlager Leitmeritz überstellt. Die anderen, darunter auch Ajke und sein Vater, kamen in das KZ-Außenlager Hersbruck. Dort arbeitete Ajke im Stollenbau in der Schlosserei. Sein Vater dagegen musste im Lager selbst arbeiten. „In Hersbruck erlitten wir auch Hunger, Krankheiten und Misshandlungen und die hygienischen Zustände waren unmenschlich. Wir mussten stundenlang, öfters unter Regen und Kälte zum Zählappell anstehen.“[1]

Durch weitere Häftlingstransporte im Dezember 1944 und im Januar 1945 wurde es sehr eng im Lager. Die Häftlinge mussten sich ihre Pritschen zu dritt teilen. Dadurch gab es im Lager Läuse, welche wiederum tödliches Fleckenfieber verbreiteten.

Daraufhin wurde eine Entlausung vorgenommen. Wir mussten unsere Kleidung bündeln und nackt in eine Desinfektionskammer bringen wir selbst mussten nackt in ein Bad mit kalten Duschen. Danach mussten wir nackt, bei schrecklicher Kälte, das Bündel abholen und wiederum nackt zur Baracke laufen und uns dort anziehen. Diese Desinfektion war nicht heiß genug und dadurch entwickelten sich Läusenisse und wir waren mehr als vorher verlaust.[2]

Ajke erinnerte sich noch an Fluchtversuche in Hersbruck und besonders an einen Franzosen. Dieser wurde auf der Flucht eingefangen und in eine kleine Kammer gesperrt, in der er nur stehen konnte. Davor war er so geschlagen worden, dass man sein Gesicht nicht mehr erkennen konnte. Am Tag darauf mussten alle Häftlinge auf dem Appellplatz antreten: der Franzose wurde vor aller Augen aufgehängt.

„Ich habe viele traurige Erinnerungen an Hersbruck, es ist unmöglich alles zu beschreiben, die Quälereien und Leiden.“[3]

Am 10. April 1945 wurde das KZ-Außenlager Hersbruck evakuiert. Die Kranken sollten mit einem Zug nach Dachau gebracht werden. Für die Gehfähigen begann der Todesmarsch Richtung Süden. Ajke hatte Furunkulose am rechten Oberschenkel, was ihm beim Gehen große Schmerzen verursachte. Ajke befürchtete, dass Häftlinge, welche krank oder gehbehindert waren, nicht mit dem Zug nach Dachau gebracht, sondern ermordet würden. Deshalb hatte er sich für die Marschkolonne gemeldet.[4]

Ajke, welcher unterwegs Fleckfieber bekam, und ca. 120 weitere erkranke Häftlinge wurden in eine Scheune in Schmidmühlen gepfercht. Wahrscheinlich hatten die Bewacher die Absicht diese zu töten. Am nächsten Morgen, es war der 23. April 1945, befreiten jedoch die amerikanischen Panzereinheiten die Häftlinge in Schmidmühlen.

Ajke wurde in ein Militärkrankenhaus gebracht, wo er das Fleckfieber auskurieren konnte. Sein Vater erreichte auf dem Todesmarsch das KZ Dachau lebend. Er wurde dort am 29. April 1945 von den Amerikanern befreit und in ein Army-Hospital gebracht.[5] 

[1] Ebd. S.3.

[2] Ebd. S.3f.

[3] Ebd. S.4.

[4] Vgl. ebd. S.4.

[5] Vgl. Schön: Häftlingsbuch. S.9.

Dritte Lebensphase 1945-2006

Nach seiner Genesung im August 1945 ging Ajke nach München. Dort suchte er seinen Vater und fand ihn in einem Lager für „Displaced Persons“. Dort bekamen sie die Nachricht, dass alle ihre Angehörigen von den Nazis ermordet worden waren.

Ende 1946 wanderten Ajke und sein Vater nach Bolivien aus. In der Hauptstadt La Paz begannen sie ein neues Leben. Marek Ajke heiratete 1951 Susana Goldbaum, eine Jüdin, die den Holocaust in Frankreich überlebt hatte. Die beiden hatten drei Kinder und sieben Enkelkinder. Auch Ajkes Vater heiratete noch einmal, ebenfalls eine Jüdin, mit der er nach Israel übersiedelte. Dort starb er 1981. Es ist davon auszugehen, dass Marek Ajke kurz nach dem Jahr 2006 in Bolivien gestorben ist.[1]

[1] Vgl. ebd. S.10.

Quellen- und Literaturverzeichnis OLIVELLI, Teresio
Primärliteratur
Ajke, Marek: Verfolgungsschilderung. In: Archiv Dokumentationsstätte Konzentrationslager Hersbruck e.V. Häftlingsschicksale. Ajke, Marek.

Sekundärliteratur
Schön, Peter: Häftlingsbuch. KZ Hersbruck. Hg. v. Dokumentationsstätte KZ Hersbruck e.V. Hersbruck: 2019.

Bildquellen
Archiv Dokumentationsstätte Konzentrationslager Hersbruck e.V. Häftlingsschicksale. Ajke, Marek.