Private Veröffentlichung einer Facharbeit begann
Dokumentation und Information über KZ-Vergangenheit.
In den letzten Tagen des Jahres 2019 erreichte die Mitarbeitenden der Dokustätte die Nachricht, dass Gerd Vanselow mit 55 Jahren in Afrika gestorben ist. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau und seiner Familie.
Vanselow hat 1982/83 (30 Jahre nach dem Bau der Doggerstollen und dem KZ Hersbruck) mit einer Facharbeit in Geschichte im Paul-Pfinzing-Gymnasium die Grundlagen für die Aufarbeitung des Konzentrationslagers Hersbruck gelegt. (vgl. Literatur, KZ Hersbruck ist allerdings nur noch antiquarisch erhältlich.) Vanselow konzentrierte sich auf mündliche Recherche. Einwohner aus Happurg und Hersbruck berichteten ihm über ihre Beobachtungen und Erlebnisse, über Misshandlungen von Häftlingen und Drohungen der SS gegen Bäuerinnen, die den halbverhungerten Arbeitssklaven Brot zustecken wollten. Ehemalige zivile Zwangsarbeiter erklärten ihm die Baustelle und den Arbeitsbetrieb. Mit der Vergangenheitsbewältigung durch Verdrängung war es vorbei, als die Veröffentlichung der Facharbeit im Selbstverlag bekannt wurde. Junge Hersbrucker aus kirchlichen und gewerkschaftlichen Kreisen schlossen sich mit Vanselow zu einem Arbeitskreis zusammen. Sie erforschten das KZ und das Stollenprojekt weiter und veröffentlichten die Ergebnisse. Der Autor Bernt Engelmann, einst selbst Häftling in diesem KZ, schrieb ein Geleitwort zum Bericht: „Genau das… haben wir uns einst erhofft, wir, die Häftlinge des Lagers Hersbruck der Jahre 1944/45: Daß unsere vielen Toten und wir wenigen überlebenden nicht vergessen würden, daß einer es erforschen und aufschreiben würde, was da vor den Augen der Bevölkerung der kleinen Stadt an der Pegnitz Tag für Tag geschah.“ (nach Erwin Denzler in Die Zeit 43/1983, Fast vergessen.) Am 5. Nov. 1983 hat die örtliche Gewerkschaftsjugend dann nach knapper Genehmigung durch den Stadtrat einen Gedenkstein auf dem Lagergelände eingeweiht.
Seit 1999 dokumentieren die Mitarbeitenden im Verein Dokumentationsstätte KZ Hersbruck die Vorgänge ums KZ Hersbruck herum, veröffentlichen die Ergebnisse und organisieren das Gedenken, besonders jeweils am 27. Januar. Wir engagieren uns dafür, dass der Anfang, den Vanselow couragiert gemacht hat, weiter geht. Sein Mut, sich fürs Aufdecken und bewusste Leben mit der Geschichte stark zu machen, werden uns Ansporn bleiben. Seine Person bleibt mit unserem Verein inhaltlich verbunden.
Danke dafür. (Wr.)